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Maybe Tuesday will be my good news day

Lisa Sinan hat für die Förderpreisausstellung den ehemaligen Wasserturm der
Remmer-Brauerei, der heute das Gebäude der städtischen Galerie kennzeichnet, bearbeitet und in den Ausstellungsraum integriert, in dem er sonst nur eine gerundete Wand im Raum mit einer verschlossenen Tür darstellt.
Diese ist nun geöffnet und durch ein eigenes konstruiertes Portal darf man den Turm betreten – allerdings nicht weiter als bis zu einer durchsichtigen Folie, die den Zugang zum eigentlichen
Treppenhaus versperrt und einen Turmaufstieg verwehrt, obwohl sich im Turmhelm eine farbige Gestaltung der Fenster befindet, die am Abend von innen beleuchtet wird.
So wie sie ihn für Besucher*innen öffnet, so verrätselt Lisa Sinan den Turm auf verschiedenen Ebenen.
Im Portalgiebel finden sich brutale Löcher, als ob jemand darauf geschossen hätte, aus denen Spuren roter Farbe herabrinnen und Vögel nach außen schauen.
Aus dem Treppenhaus dröhnt ein Schnarchen und ein muffiger Geruch liegt im betretbaren Raum.
Die Künstlerin legt auf diese Weise Geschichten nahe, die man selbst entwickeln darf, die sich durchaus aus bekannten Erzählungen speisen können.
Der Turm als Märchenturm, in dem vielleicht ein Dornröschen deutliche akustische Zeichen ihres Schlafes von sich gibt, und in dem es passieren kann, dass Menschen plötzlich hinter der Folie durch das Treppenhaus huschen – weil über der großen Galerie Proberäume der Schwankhalle liegen – erzeugt eine Rätselhaftigkeit, Beklemmung, Poesie, ganz wie man es selbst interpretieren mag. Lisa Sinan erweitert diese angedeuteten Erzählungen mittels weniger aber effektiver Mittel in den unmittelbaren Ausstellungsraum, in denen das architektonische Element des Turms, der durch das Portal ohnehin wirkt, als sei er extra hinein gemauert worden, plötzlich eine raumgreifende Malerei wirft. Eine große blaue Bodenfläche, ein grünes Fenster und ein durchlaufendes gemaltes Gitter stellen selbst flächige Details eines dreidimensionalen Gemäldes dar, das man betreten darf und in dem sich dann die Geschichten entfalten, welche die Künstlerin uns zum Weiterdenken überantwortet.
Ingmar Lähnemann